
Der Verbund
Das Projekt
Auch nach 35 Jahren deutscher Einheit ist die Aufarbeitung von Unrecht, wie es vor allem durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschland (SED) in der DDR verübt wurde, noch nicht abgeschlossen. Viele Menschen, die von SED-Unrecht betroffen sind, leiden bis heute unter den Folgen und sind nicht ausreichend dafür entschädigt worden.
Aus dem umfangreichen Themengebiet der SED-Diktaturfolgen standen ausgewählte Themen im Fokus des Verbundprojektes, wie Beratung, Begutachtung, Stigmatisierung, Doping und Leistungssport, repressive (Zersetzungs-)Maßnahmen des Staates, organisierte Gewaltstrukturen, langfristige Auswirkungen auf das körpereigene Stresssystem, die Vertuschung eines Medizinskandals und die Fallarbeit mit Betroffenen.
Das Verbundprojekt „Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht“ ist eine Kooperation der Universitätskliniken Jena, Leipzig, Magdeburg und Rostock. Es wurde von 2021 bis 2025 vom Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland (Förderzeichen: 411-AS 05/2021 und 411-AS 06/2024) gefördert.
Die Teilprojekte
Die 12 Teilprojekte des Verbundprojektes an den vier Standorten befassten sich mit unterschiedlichen Themen, die im Umfeld von SED-Unrechtserfahrungen relevant sind.
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Rostock

- Körperliche und psychische Langzeitfolgen von Zersetzungsmaßnahmen in der DDR – Anne Maltusch, M. Sc.
- Körperliche und psychische Langzeitfolgen des Staatsdopings und des Leistungssportsystems der DDR – Diana Krogmann, M. Sc.
- Leistungssportlerinnen und Leistungssportler in der DDR –
Annemarie Bierstedt, M. Sc.
Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie, Jena

- Organisierte Gewalt in der DDR – Philipp Laue, M. Sc.
- Psychobiologische Folgen nicht-strafrechtlicher Repressionen –
Ruth Marheinecke, M. Sc. - Curriculare Weiterbildung für die Fallarbeit in mit ehemals Verfolgten befassten Professionen – Dr. phil. Adrian Gallistl
Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Magdeburg

- Psychosomatische Langzeitfolgeschäden nach Hepatitis-C-kontaminierter Anti-D-Prophylaxe – Aylin Kuruçelik, M. Sc.; Alina Degener, M. Sc.
- Psychiatrische Begutachtungen im Rahmen der SED-Unrecht-Entschädigungsverfahren – Kris Per Schindler, M. Sc.
- Spezifische Wirkfaktoren bei Beratungsprozessen von SED-Unrechtsopfern – Florian Schoppe, M. A.
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Leipzig

- Anhaltende Stigmatisierungsprozesse aus der Perspektive Betroffener – Anne Weiß, M. Sc.
- Anhaltende Stigmatisierungsprozesse aus der Perspektive des Hilfesystems – Tobias Schott, M. Sc.
- Anhaltende Stigmatisierungsprozesse aus der Perspektive der Öffentlichkeit – Dr. rer. nat. Marie Blume
Der Beirat
Die Arbeit des Forschungsverbundes wurde unterstützt durch einen Beirat aus Persönlichkeiten aus Politik, der Wissenschaft, Betroffenenvertretungen, Repräsentanten der „Aufarbeitungsszene“ und anderen Experten.
- Dr. Nancy Aris, Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Prof. Dr. phil. habil. Silke Birgitta Gahleitner, Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
- Burkhard Bley, Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Dieter Dombrowski, Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. UOKG
- Frank Ebert (vertreten durch Jens Planer-Friedrich), Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- PD Dr. Rainer Erices, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
- Dr. Andreas Helle, Bundeskanzleramt, Leiter des Referats AO2 – Deutsche Einheit, Gesellschaftspolitik, Aufarbeitung und europäische Transformation, Arbeitsstab Ostdeutschland des Staatsministers Carsten Schneider
- Dr. Anna Kaminsky, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Prof. Dr. Thomas Lindenberger, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden
- Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker, Universität Zürich, Psychologisches Institut – Psychopathologie und Klinische Intervention
- Johannes Beleites, Der Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Dr. Maria Nooke, Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
- Curt Stauss, Pfarrer, Institut für Diktaturfolgenberatung, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
- Univ.-Prof. Dr. Florian Steger, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm
- Dr. phil. Stefan Trobisch-Lütge, Beratungsstelle Gegenwind
- Prof. Dr. Johannes Weberling, Rechtsanwalt Presserecht
- Dr. Peter Wurschi, Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Evelyn Zupke, Die SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag
Weitere Kooperationspartner
- Doping-Opfer-Hilfe e.V.
- Deutscher Verein Anti-D HCV-Geschädigter e.V.
- Deutsches Institut für Heimerziehungsforschung gGmbH
- Dr. Karl-Heinz Bomberg, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie/Psychoanalyse, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Liedermacher
Weitere Forschungsprojekte zur DDR
Neben dem Forschungsverbundprojekt “Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht” sind weitere Projekte und -verbünde zu nennen, die sich wissenschaftlich mit der Geschichte der DDR auseinandersetzen. Der folgende Überblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- DDR Psych. DDR-Vergangenheit und psychische Gesundheit: Risiko- und Schutzfaktoren
- DisHist. Menschen mit Behinderung in der DDR
- DuT. Diktaturerfahrung und Transformation: Biographische Verarbeitungen und gesellschaftliche Repräsentationen in Ostdeutschland seit den 1970er Jahren
- Erbe89. Das umstrittene Erbe von 1989 – Aneignungen zwischen Politisierung, Popularisierung und historisch-politischer Geschichtsvermittlung
- Grenzregime. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung gegen Ausreisewillige
- Heimerziehung in Spezialheimen der DDR – Eine pädagogisch rekonstruktive Studie zum DDR-Erziehungssystem und dessen Bewältigung
- Medienerbe DDR. Das mediale Erbe der DDR. Akteure, Aneignung, Tradierung
- Mod-Block-DDR. Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR (im innerdeutschen Vergleich und im Vergleich mit Nachbarländern in Ostmitteleuropa)
- MythErz. Bildungs-Mythen – eine Diktatur und ihr Nachleben. Bilder(welten) über Praktiken und Wirkungen in Bildung, Erziehung und Schule der DDR
- Landschaften der Verfolgung. Forschungsverbund zur Erfassung und Analyse der politischen Repression in SBZ und DDR
- SiSaP. Seelenarbeit im Sozialismus – Die ambivalente Rolle der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie im Gesundheitssystem der DDR
- Stadtzerfall-Wende. Stadterneuerung am Wendepunkt – die Bedeutung der Bürgerinitiativen gegen den Altstadtzerfall für die Wende in der DDR
- TESTIMONY. Sexuelle Gewalt und traumatische Erfahrungen in DDR-Kinderheimen
- UMPOBERE. Umweltpolitik, Bergbau und Rekultivierung im deutsch-deutschen Vergleich. Das Lausitzer Braunkohlenrevier, die Wismut und das Ruhrgebiet (1949-1989/2000)