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Schwierigkeiten bei sozialrechtlicher Begutachtung

Betroffene, die aufgrund erlittener repressiver Maßnahmen in der DDR einen Antrag auf Entschädigungsleistung stellen und infolgedessen begutachtet werden, erleben häufig eine Ablehnung des Zuspruchs von Entschädigungsleistungen. Neben den mehrheitlich geringen Anerkennungsquoten von bspw. gesundheitlichen Folgeschäden nach politischer Haft, stellt das Antragsverfahren und insbesondere die Begutachtungspraxis eine erhebliche Belastung für die potenziell traumatisierten Antragstellenden dar. Dieses Modul fokussiert einerseits den Forschungsstand zum subjektiven Erleben der Entschädigungsverfahren seitens der Antragstellenden sowie andererseits die historischen und psychotraumatologischen Besonderheiten bei der Begutachtung potenziell politisch traumatisierter Personen. Dabei bildet vor allem das gemeinsame Nachdenken und Reflektieren der eigenen emotionalen Resonanz im Kontakt mit Antragstellenden einen praktischen Schwerpunkt.

Umfang4 UE
ModulherstellerKris Per Schindler

Ziele

Teilnehmende (TN) beschreiben die Bewilligungspraxis anhand des Beispiels gesundheitlicher Folgeschäden nach politischer Haft. Die TN benennen die Charakteristika des Entschädigungsverfahrens und identifizieren das subjektive Erleben der Antragstellenden. Die TN überdenken einen Praxistransfer der Befunde. Die TN differenzieren die Besonderheiten bei der Begutachtung potenziell politisch Traumatisierter im Vergleich zur sozialrechtlichen Begutachtung anderer Personengruppen. Die TN berichten ihre eigenen Erfahrungen mit der Betroffenengruppe oder ihre Vorstellungen darüber und untersuchen gemeinsam in Zweiergruppen, wie sich die Reflexion der eigenen emotionalen Resonanz gestalten und in die eigene Arbeit transferiert werden kann.

Inhalt

Überblick Anerkennungsquoten im Entschädigungsverfahren, aktueller Forschungsstand zum subjektiven Erleben des Entschädigungsverfahrens, historische und psychotraumatologische Besonderheiten bei der Begutachtung potenziell politisch traumatisierter Personen, Reflexion der eigenen emotionalen Resonanz

Methode

Vermittlung von Theorie in Form eines Vortrags sowie ein praktischer interaktiver Teil bezüglich eigener Erfahrungen im Kontrakt mit der Betroffenengruppe

Material

Modulbroschüre; didaktisches Video

Modulbroschüre

Schwierigkeiten bei sozialrechtlicher Begutachtung (K. P. Schindler)

Notwendige Qualifikation von Referent/innen

Psycholog/innen und Mediziner/innen mit wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungen im Bereich der Traumafolgestörungen sowie Fachwissen über das Gesellschaftssystem der DDR und die sozialrechtliche Begutachtung

Einführungsmaterial

Frommer, J., Kuruçelik, A., Schindler, K. P., & Schoppe, F. (im Druck). Psychische und psychosomatische Langzeitfolgen von politischen Traumatisierungen durch die DDR-Diktatur: Eine Bilanz aus Klinik und Forschung. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Vandenhoeck & Ruprecht Verlage.

Haenel, F., Denis, D., & Ebbinghaus, R. (2016). Die gutachterliche Exploration und ihre Hindernisse. Trauma & Gewalt. 10(2), 120-127.

Schindler, K.P., & Frommer, J. (2024a). Auf dem Weg zur (Ent-)Schädigung? Begutachtungen gesundheitlicher Folgeschäden nach politischer Haft in der DDR. In: B. Strauß, J. Frommer, G. Schomerus & C. Spitzer (Hrsg.), Gesundheitliche Langzeitfolgen von SED-Unrecht (S. 167-184). Gießen: Psychosozial.

Schindler, K. P. (2024). Szenische Informationen bei der Begutachtung gesundheitlicher Folgeschäden nach politischer Haft in der DDR. Eine Fallgeschichte. psychosozial, 47 (2), 49-62.

SED-Opferbeauftragte (2023). Experten: Defizite bei An­erkennung von Fol­ge­schäden poli­tischer Haft. (Fachgespräch im Bundestag, 160 Minuten)

Video zum Modul